Vorbereitung der Stoffe (3)


Herstellung eines Geistes

Unter einem Geist versteht man in der Regel ein destilliertes Alkohol-Wasser-Gemisch. Die einfachste Zubereitung ist also eine Tinktur, die mit Hilfe der Destillation zum Geist gemacht wird.
An den Namen der Spirituosen, die sich heutzutage im Handel befinden, lässt sich die Art der Zubereitung erkennen. So sind Himbeergeist, Schlehengeist aber auch Melissengeist aus Tinkturen hergestellt, Kirschwasser, Zwetschgenwasser u.ä. werden im Gegensatz dazu vor der Destillation einer Gärung unterworfen. Davon später mehr. (s. nächstes Kapitel: Vergärung.)
Entschließt man sich zur Herstellung eines Geistes, so ist also zunächst eine Pflanzentinktur anzusetzen. Im Idealfall werden auch hierzu Frischpflanzen verwendet. Durch das Vorgehen beim Herstellen des Tinkturgemisches lässt sich die Qualität des Endproduktes maßgeblich beeinflussen. Je nach Umfang der Rezepturbestandteile empfiehlt sich eine Trennung der Einzelteile. Bei der Herstellung eines Melissengeistes etwa könnte man die Melisse zunächst alleine digerieren lassen. Die begleitenden Materialien wie Engelwurz, Ingwer, Alant, etc. wären dann der zweite Teil, die Gewürze wie Nelken, Zimt, Muskat der dritte. Dies empfiehlt sich auch, da die Inhaltstoffe der einzelnen Pflanzen mit unterschiedlichen Konzentrationen eines Alkohol-Wasser-Gemisches optimal ausgezogen werden können. Vor der Destillation werden dann die Einzelmischungen zusammen gegeben. Um eine möglichst angenehme Einheit zu erzielen, ist dabei ein langsames Vorgehen ebenso von Vorteil wie die Vermengung bei Mond im Stier oder in der Waage. Alle maßgeblichen Operationen zur Herstellung einer Arznei sollten außerdem bei einer gut gestellten Venus vorgenommen werden.
Auch die Art der Reife beeinträchtigt das Ergebnis. In der Regel ist eine Zeitspanne von 40 Tagen zum Auszug ausreichend. Setzt sich die zu destillierende Tinktur, wie oben beschrieben, aus einzelnen Tinkturen zusammen, wiederholt sich diese Reifezeit natürlich. Eine weitere Erhöhung kann ein solches Präparat durch Zugabe entsprechender Mineralien erfahren. Diese sind zwar rein chemisch nicht für eine nachweisbare Veränderung des Destillates verantwortlich, jedoch geht ihr Wesen - ihr Geist - mit in die Mischung über.
Ein Beispiel zur Herstellung eines Melissengeistes findet sich unter Die Melisse und ihr Geist.

 
 
 
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