Arten der Destillation (3)


Fünf Wege der Destillation mit Feuer

  1. Destillatio per Balneum Mariae (D. duplici vase)
    Destillatio per Balneum Mariae
    Ein anschauliches Beispiel für die Destillation im Marienbad.
    Auf den Begriff Marienbad (Balneum Mariae) stößt man in alten Büchern sehr häufig. Es ist die Destillation im Wasserbad. Dabei wird das Wasser in der Regel bis knapp unter den Siedepunkt erhitzt. Der Kolben muß sehr stabil in diesem Bad befestigt sein, damit er nicht durch die Dynamik des sich erwärmenden Wassers umgeworfen werden kann. Diese Form behandelt durch die geringe Hitze das Material sehr sanft, der Prozess läuft langsam und schonend ab.
  2. Destillatio per ventrem equinum
    Die "Destillation in einem Pferdts Bauch" ist nicht ganz so martialisch, wie es im ersten Augenblick scheint. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Wasserbad, das mit Pferdemist versetzt ist. Laut Braunschweig ist es "...eines halben Grads hitziger/ denn das Balneum Mariae...".
  3. Destillatio per cineres
    Die Destillation im Aschenbad. Der Kolben befindet sich in gereinigter Asche, so tief, dass das Pflanzenmaterial sich gleichsam in der Asche befindet. Eine nicht zu starke, sehr gleichmäßige Hitzequelle, die sich gut einstellen und halten lässt.
  4. Destillatio per arenam
    Destillation im Sandbad. Eine Hitzequelle, die bereits so heiß ist, dass die Gefahr besteht, dass das zu destillierende Material bald anbrennt. Wesentlich leichter zu regulieren, als das "reine Feuer".
  5. Destillatio per ignem
    Bei dieser Form der Destillation steht der Kolben direkt im Feuer. Dieses sehr heiße Vorgehen ist notwendig etwa bei der Destillation von Säuren.

Auch in der alten Zeit waren sich die Leute nicht immer einig über die möglichen oder vernünftigen Vorgehensweisen bei der Destillation. In "Ars destillandi" von Hieronymus Braunschweig werden die Wasser aus den Pflanzen ohne Medium destilliert. Das heißt also, dass nur die Feuchtigkeit aus den frischen Pflanzen gezogen wird, ohne vorherige Gärung oder Reife. Die entstehenden Wasser sind sehr rein und besitzen oft sehr guten Geruch. Sie halten etwa ein Jahr, können dann aber durch erneute Destillation oder Rektifikation länger haltbar gemacht werden.
Andere Autoren setzen auf andere Wege. So ist Cunrath Geßner ein Freund der Destillation im Ziegelmehl. Seiner Meinung nach hält dieses Medium die Wärme besonders gleichmäßig und über lange Zeit. Auch Öl ist als Medium verwendbar.
Eben dieser Autor beschreibt auch die Destillation im Eis. Die "phlegmatischen, verfaulten Feuchtigkeiten" können durch diese Operation getrennt werden. Mit dem Ausfrieren lassen sich verschiedene Stoffe läutern oder intensivieren. So kann man aus Alkohol (Aethanol) das Wasser "herausfrieren", da der Alkohol erst bei tieferen Temperaturen friert. Die Eisstücke werden aus der Flüssigkeit herausgefiltert, zurück bleibt relativ konzentrierter Alkohol. Diese Variante der Destillation findet sich in der modernen Chemie und Pharmazie beim sogeannten Eisessig. Heute ist ein 99%iger Eisessig im Handel, also eine hoch konzentrierte Säure.

 
 
 
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